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Warum haben wir noch keine Aliens gefunden?

Seit Jahrzehnten gucken wir mit Teleskopen tief ins All. Außerirdische haben wir zwar bisher nicht entdeckt, das ist aber kein Grund, an ihrer Existenz zu zweifeln.

Artikel von Miroslav Stimac veröffentlicht am 24. Juni 2020, 12:02 Uhr

Die Antwort auf die Frage, ob es Außerirdische gibt, lautet mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit: Ja! Das Universum ist unvorstellbar, vielleicht sogar unendlich groß. Daher ist auch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass nicht nur Leben, sondern auch intelligentes Leben außerhalb der Erde existiert.

Unsere Galaxie, die Milchstraße, hat zwischen 100 und 400 Milliarden Sterne. Und sie ist nur eine von Billionen Galaxien im beobachtbaren Universum, also jenem Teil des Weltalls, dessen Licht uns seit dem Urknall erreicht. Es wäre sehr verwunderlich, wenn nur auf der Erde, einem Gesteinsplaneten in einer elliptischen Umlaufbahn um einen Stern namens Sonne, intelligentes Leben existieren würde.

Trotzdem haben wir noch keinen Kontakt aufgenommen – beziehungsweise noch niemanden gefunden, zu dem man überhaupt Kontakt aufnehmen könnte. Warum? Diese Frage stellte sich der Physiker Enrico Fermi schon Mitte des 20. Jahrhunderts. Nach ihm wurde das sogenannte Fermi-Paradoxon benannt: In unserer Milchstraße gibt es so viele Sterne und Planeten, dass man erwarten würde, zahlreiche intelligente Zivilisationen zu finden, und trotzdem haben wir noch keine entdeckt.

Um dieses Paradoxon, also den Widerspruch zwischen Erwartung und Beobachtung, zu lösen, gibt es mehrere Ansätze.

Es könnte zum Beispiel an der Technik liegen. Die Frage würde also lauten: Warum haben wir mit unseren technischen Mitteln noch keine intelligenten Außerirdischen in unserer Gegend der Milchstraße gefunden? Denn unsere gegenwärtigen Mittel, das heißt unsere Teleskope, die den Himmel nach Quellen elektromagnetischer Strahlung unterschiedlicher Wellenlängen – also sichtbarem Licht, UV, Infrarot, Radiowellen und so weiter – absuchen, ermöglichen uns nur, in unserer Nachbarschaft nach Außerirdischen zu suchen. Genauer gesagt in einem Teil unserer Milchstraße innerhalb eines Radius von bis zu einigen Tausend Lichtjahren. Insgesamt hat die Milchstraße einen Durchmesser von mehr als 100.000 Lichtjahren.

Möglicherweise haben wir also keine intelligenten Außerirdischen gefunden, weil es in unserer Gegend der Milchstraße einfach keine gibt. Wir hätten damit schlicht und ergreifend das Pech – oder vielleicht das Glück, denn die Außerirdischen könnten uns ja auch feindlich gesonnen und dabei technisch überlegen sein -, in unserem Bereich der Galaxie die einzige intelligente Lebensform zu sein.

Doch wie groß ist überhaupt die Wahrscheinlichkeit, dass intelligente außerirdische Zivilisationen in unserer Galaxie existieren? Einen Versuch, dies statistisch zu schätzen, unternahm der Astrophysiker Frank Drake, dessen Drake-Gleichung viele Fans von Science-Fiction-Geschichten wenigstens vom Namen her kennen.

Wie viele intelligente außerirdische Zivilisationen gibt es im Universum?

Drake, einst Vorsitzender des SETI-Instituts (SETI ist die Abkürzung für Search for Extraterrestrial Intelligence, also Suche nach außerirdischen Leben), machte schon 1961 den Versuch, mittels Statistik die Anzahl intelligenter Zivilisationen in unserer Galaxie oder in irgendeinem Bereich des Universums zu ermitteln.

Seine Drake-Gleichung ist zwar ziemlich lang, aber eigentlich sehr simpel: N = R ⋅ ƒp ⋅ ne ⋅ ƒl ⋅ ƒi ⋅ ƒc ⋅ L

Zur Erklärung:

  • N ist die Anzahl der intelligenten Zivilisationen, die elektromagnetische Signale ins All emittieren.
  • R ist die jährliche Entstehungsrate von Sternen, die intelligentes Leben ermöglichen können. Das sind in erster Linie sonnenähnliche Sterne, also gelbe und orange Sterne. Möglicherweise kommen auch rote und weiße Zwerge in Betracht.
  • Rote Zwerge sind kleine, relativ “kühle” Sterne: Ihre Oberflächentemperatur beträgt in der Regel zwischen 2.500 und 3.500 Grad Celsius. Zum Vergleich: Unsere Sonne ist ein gelber Stern mit einer Oberflächentemperatur von etwa 5.500 Grad Celsius. Weiße Zwerge sind Überbleibsel sonnenähnlicher Sterne nach einer Supernova-Explosion, also das zweite Leben eines solchen Sterns. Nur diese drei Arten von Sternen existieren lange genug und haben dennoch genug Leuchtkraft, um das Entstehen von Zivilisationen zu ermöglichen. Sehr große Sterne wie die sogenannten blauen Riesen haben wegen ihrer sehr intensiven Fusionsprozesse zu kurze Lebenserwartungen, explodieren schließlich zu Supernovae und werden dann zu schwarzen Löchern.
  • ƒp ist der Anteil lebensfreundlicher Sterne, die Planetensysteme haben. Planeten, die sich im Orbit anderer Sterne als unserer Sonne befinden, nennt man Exoplaneten.
  • ne ist die durchschnittliche Anzahl von Planeten pro Stern, auf denen Leben entstehen könnte, weil sie weder zu heiß noch zu kalt sind, nach gängiger Meinung flüssiges Wasser haben und bei denen auch sonstige Aspekte wie die chemische Zusammensetzung, Druck und so weiter günstig sind.
  • ƒl ist der Anteil dieser Planeten, auf denen Leben entsteht.
  • ƒi ist der Anteil dieser Planeten, auf denen intelligentes Leben entsteht.
  • ƒc ist der Anteil dieser Zivilisationen, die die Technologie besitzen, um elektromagnetische Wellen als Kommunikationsmittel ins All zu senden.
  • Die letzte Variable ist L, nämlich die Dauer in Jahren, wie lange diese Zivilisationen die elektromagnetischen Wellen als Kommunikationsmittel ins All senden.

Die Drake-Gleichung ist einfach, aber die Variablen sind das Problem.

Die Drake-Gleichung ist simple Schulmathematik, hilft uns aber aktuell nicht weiter, weil wir nur die ersten drei Variablen (R, ƒp, und ne) nach aktuellem Wissensstand mit relativ guten Schätzwerten befüllen können. Die Werte für ƒp und ne kann man sogar erst seit etwa einem Jahrzehnt relativ gut schätzen. Nämlich seitdem bei der Suche nach Exoplaneten erdähnliche Gesteinsplaneten mit vermutetem Vorkommen von flüssigem Wasser gefunden wurden.

Den letzten vier Variablen können wir nicht einmal grobe Schätzwerte zuordnen, weil wir noch keine außerirdischen Lebensformen gefunden haben und somit keine Stichprobe haben, um statistische Werte zu ermitteln. Zwar gibt es Wissenschaftler, die Schätzwerte für diese Variablen angeben. Diese basieren aber nicht auf repräsentativem Erfahrungswissen, das durch Beobachtungen gewonnen wurde, sondern sind nur Vermutungen.

Dank weiterer technischer Fortschritte in der Teleskop- und Auswertungstechnik wird sich mit der Zeit unsere Leistungsfähigkeit auf der Suche nach außerirdischen Intelligenzen erhöhen und wir werden neue Exoplaneten finden. Somit bleibt die Hoffnung, dass wir früher oder später außerirdisches Leben und vielleicht sogar intelligente Aliens finden werden.

Die zwar zunehmende, aber immer noch zu geringe Reichweite unserer Teleskope könnte ein Grund sein, weshalb wir noch keinen Kontakt zu Aliens haben. Doch was wäre, wenn es intelligente, außerirdische Zivilisationen direkt in unserer Nachbarschaft gibt – sie aber nicht gefunden werden wollen?

Wollen die Aliens nicht gefunden werden?

Es ist durchaus denkbar, dass die Außerirdischen Angst haben, von anderen Zivilisationen wegen der natürlichen Ressourcen auf ihrem Planeten angegriffen zu werden, und glauben, dass unauffälliges Verhalten einen gewissen Schutz bietet. Somit würden sie es wohl vermeiden, zu kommunizieren und Funkwellen ins Weltall zu emittieren.

Einen weiteren möglichen Grund, sich zu verstecken, finden wir in der irdischen Geschichte von China und Japan. Im 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts war China technologisch in vielen Bereichen weltweit führend und Entdecker wie Zheng He hatten Schiffe zur Verfügung, im Vergleich zu denen die Schiffe von Christoph Columbus wie Spielzeug wirkten.

Doch das chinesische Kaiserreich wollte keine Erkundungen und nur begrenzte Kontakte mit der Außenwelt. Man wollte Frieden und Harmonie innerhalb des eigenen Reichs, des Reichs der Mitte, aufbauen und bewahren. Deshalb errichtete China die große Chinesische Mauer im Norden, die eigentlich aus mehreren Mauerbauten mehrerer Herrschergenerationen bestand, und hörte mit den Erkundungen auf See auf.

Auch Japan entschied sich für eine jahrhundertelange Abschottung vom Rest der Welt, als es während der Edo-Epoche, benannt nach der damaligen Hauptstadt Edo (heute Tokio), von Anfang des 17. bis Mitte des 19. Jahrhunderts den Kontakt und Handel mit anderen Ländern massiv einschränkte. Vielleicht gibt es also auch außerirdische Zivilisationen, die aus kulturellen, politischen oder gesellschaftlichen Gründen keinen Kontakt mit anderen Zivilisationen suchen.

Die Ursache dafür, dass wir bisher keine intelligenten Aliens gefunden haben, könnte aber auch ganz woanders liegen. Sie könnte nämlich auch eine Folge einer ökonomischen Kosten-Nutzen-Analyse sein.