Den strikten Open-Source-Kurs der freien Grafiktreiber will AMD offenbar für FPGAs wiederholen. Das könnte zahlreiche Vorteile bringen.
AMD-Entwickler haben ihre Pläne zu einem komplett neuen Subsystem für den Linux-Kernel vorgestellt, das speziell für die Nutzung von FPGAs gedacht ist.
Das Besondere daran ist der gewählte Ansatz zur Vorstellung der Idee, der für die Linux-Kernel-Entwicklung sehr ungewöhnlich ist, was Kernel-Entwickler Greg Kroah-Hartman auch direkt kritisch anmerkte. Denn statt Code, der direkt diskutiert werden könnte, veröffentlichten die Beteiligten auf der Mailingliste bisher nur einen groben Plan dafür, der erst nach entsprechendem Feedback implementiert werden soll.
Das spricht einerseits dafür, dass das zuständige Team bei AMD bisher wenig bis gar keine Erfahrung im Umgang mit der Linux-Kernel-Community hat. Andererseits deutet das Vorgehen darauf hin, dass die Entwickler von Anfang an vollständig auf Offenheit setzen und versuchen, alles richtig zu machen, um nicht eventuell über Jahre an dem veröffentlichten Code arbeiten zu müssen.
Üblicherweise laufen derartige Diskussionen zur Designphase einer Code-Architektur innerhalb der Linux-Community aber in direkter Zusammenarbeit oder auf Treffen wie Konferenzen, nicht über die Kernel-Mailingliste.
Erklärtes Ziel der Arbeiten von AMD ist es, das bisherige Userspace-Interface für die Geräte, das im Grunde nur Statusinformationen umfasse, deutlich zu erweitern. Das wiederum liege an dem konkreten Einsatzzweck der FPGAs (Field-Programmable Gate Arrays), heißt es. Denn in diesen können Schaltkreise programmiert und damit andere Chips emuliert werden, was AMD nach dem Zukauf von Xilinx derzeit auf Hardwareseite massiv ausbaut.
Dabei können etwa emulierte Controller zur Laufzeit durch andere Designs ausgetauscht werden. Die Standard-Linux-Treiber für FPGAs unterstützen dieses Verhalten bisher aber nicht, was AMD nun ändern will.
Mit den FPGAs von Xilinx positioniert sich AMD deutlich besser als zuvor am Markt auch für KI-Beschleuniger im Vergleich zur großen Konkurrenz von Nvidia. Damit erreicht das Unternehmen inzwischen auch Großkunden wie IBM.
Eine freie Standardschnittstelle im Linux-Kernel könnte AMD ebenso wie seinen Kunden die Nutzung der Geräte mittelfristig deutlich vereinfachen. Auch die Treiberentwicklung selbst könnte dank der Zusammenarbeit mit der Kernel-Community zu einer besseren Treiberqualität führen. Bis es so weit ist, muss aber erst einmal überhaupt mit der Implementierung begonnen werden.
quelle: https://www.golem.de/news/linux-amd-will-open-source-standardschnittstelle-fuer-fpgas-2401-180870.html